2018 Vortrag Sommerfest bdla Bayern
Vortragsreihe ‚Landschaftsarchitektur Export, Teil 5: Afrika‘ beim Sommerfest des bdla Bayern
Landschaftsarchitekur eXport: Afrika –
Drei Fragen an:
Dorothée Hock, Landschaftsarchitektin, sichtfeld Landschaftsarchitektur Frankfurt/Asbach (Projekt Wolkite University Campus Masterplan)
Ketzerisch gefragt: Hat Afrika nicht dringendere Probleme als Landschaftsarchitektur?
Entwicklungsrückstand und Bevölkerungswachstum in den ländlichen Gebieten stellen Äthiopien vor große Probleme. Ein regionaler Entwicklungsplan soll die Lebensumstände auf dem Land verbessern – Teil dieses Entwicklungsplans ist auch die Gründung von neuen Universitäten bzw. Colleges. Der Wolkite University Campus soll bis zu 50.000 Studenten und Lehrkräften Wohn- und Arbeitsstätte sein, wir planen also eine kleine Stadt.
Dabei setzen wir uns dafür ein, möglichst Ressourcen schonende und dauerhafte Strukturen zu entwickeln, angefangen bei einer kompakten Bauweise und guten fußläufigen Erschließung bis zur (Regen-)Wassernutzung.
So gesehen arbeiten wir also genau an einem der Kernprobleme Afrikas.
Was war die unerwartetste Erfahrung bei Ihrer Arbeit auf dem „schwarzen“ Kontinent?
Eine für mich unerwartet einprägsame Erfahrung war die Gleichzeitigkeit der verschiedenen (technischen) Entwicklungsstufen, die wir in Europa innerhalb von Jahrzehnten durchlaufen haben, die sich in Äthiopien aber komprimieren und überlagern: Mobiltelefone sind selbstverständlicher Teil des Alltags (zumindest in allen Orten, die wir besucht haben), verlässliche Wasserversorgung aus dem öffentlichen Netz jedoch nicht.
Und was haben Sie für sich mitgenommen, was Sie andernfalls in diesem Leben nicht erfahren oder gelernt hätten?
Eine große Wertschätzung der Freiheiten und Sicherheiten, die wir in Europa genießen dürfen – und derer wir uns oft so wenig bewußt sind. Angefangen bei der Möglichkeit, mich nahezu überall frei bewegen zu können – auch allein, auch als Frau.
Und Bewunderung für die Kreativität und Energie, mit der Lösungen gefunden werden, ganz konkret, nur für jetzt und hier, für genau diese Situation und Gruppe; Bewunderung dafür, wie viel so im Kleinen möglich werden kann.